Gefühle von Kindern begleiten
Meine letzte Arbeitswoche in der Praxis in Wiener Neustadt lässt die Gefühle Achterbahn fahren und täglich erlebe ich unterschiedlichste Reaktionen von Kindern und Eltern, die einen letzten Termin bei mir haben. Abschied nehmen ist ein Abteil für sich in der Gefühlswelt. Mit unterschiedlichen Formen der Trennung kommen Kinder schon von ganz Klein auf in Berührung. Manchmal sind es nur kurze Momente, wo ein Elter mal aufs WC muss oder größere Situationen, wo die Arbeit wieder los geht und das Kind zur Oma oder in die Tagesbetreuung kommt. Abschied war noch nie leicht und jeder geht anders damit um.
Wie aber kann ich mein Kind bei seinem Gefühl gut begleiten?
Ich finde der erste Schritt ist Begleiten. Entweder in den Arme nehmen und Zuflucht bieten oder wenigstens daneben setzen und das Aushalten begleiten, je nachdem was das Kind benötigt. Und hier ist auch das Alter egal. Auch wir Erwachsenen brauchen diese Begleitung bei Gefühlen oft. Niemand mag tiefe Gefühle alleine fühlen, ob Freude oder Leid.
Auch das Benennen der Gefühle ist sehr wichtig, um Nuancen zu schaffen. Ein Kind das schreiend am Boden liegt, kann unheimlich traurig, sehr zornig oder auch einfach doll verzweifelt sein.
Ich finde es sehr wichtig, das zu differenzieren und so dem Kind in den Situationen einen Ausweg zu bieten, weil alles ja auch seinen Ursprung hat und alles etwas anderes auslöst. Ein Kind das keine Süßigkeiten im Geschäft bekommt ist nicht gleich zornig oder wütend. Vielleicht ist es wahrlich traurig, weil es sich das so gewünscht hat? Oder es hatte etwas im Sinn, wie ein Geschenk und kann das nicht formulieren und ist somit eher verzweifelt. Genau hinsehen, hinhören und hinfühlen ist dann unsere Aufgabe als BegleiterInnen.
Und wenn das Kind sich selbst gar nicht auskennt mit seinen Gefühlen, so kann man eine Frage formulieren und eine These aufstellen wie "Das du das jetzt nicht bekommen hast, hat dich ganz schön wütend gemacht oder? Oder hattest du eine Idee dazu?" Dieses Fragen hat mir schon manchen Tag gerettet, weil das Kind einen Ausweg bekommt, wieder in die verbale Kommunikation zu kommen! Und manchmal auch einfach eine plausible Erklärung für etwas gerade Unerklärliches
Und falls eine Emotion zu erwarten ist, durch eine Situation die man voraus sehen kann, dann ist Vorbereitung alles. Und auch das ist eine Kunst: Zu früh ist kritisch und das Kind könnte zu lange sehr aufgewühlt sein und die Emotion wird größer als "notwendig". Zu spät und das Drama ist vorprogrammiert.....da brauchts den goldenen Handschuh!
Und aus meinem persönlichen Nähkästchen dieser Woche:
Abschied nehmen ist auch dann, wenn man es vorausschauen kann und man eine Idee davon hat, wie es sich anfühlen könnte, überhaupt nicht leicht.
Das Schöne daran-
Trauer ist ein wichtiges und wertvolles Gefühl und bedeutet manches Mal nur, das eine gute Zeit zurück bleibt und man es doch sehr genossen hat :)
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